Vom Beckenrand in die Freiheit – Ein Gespräch mit Horst Hartung

Nach Jahrzehnten am Beckenrand verabschieden wir beim Uerdinger Schwimmverein 08 unseren Trainer Horst Hartung aus dem aktiven Trainerleben. Im großen Interview blickt Horst auf seine Anfänge, seine größten Erfolge und unvergessliche Momente zurück – und verrät, was ihm an seinem Sport immer am wichtigsten war.
USV 08: Horst, wie bist du damals überhaupt zum Wasserball gekommen?
Horst: Angefangen hat alles mit zwölf in der Schwimmabteilung beim USV. Mit 14 bin ich dann zum Wasserball gewechselt und zwei Jahre später zum DSV 98. Mit 17 stand ich schon in der Bundesliga-Mannschaft, damals als Konterspieler. Später zog ich nach Aachen, spielte in der niederländischen Liga bei Kerkrade und arbeitete dort sogar als Spieler-Trainer. Beim Sommerfest des DSV 98 hat man mich schließlich überredet, die A- und B-Jugend zu übernehmen.
USV 08: Erinnerst du dich noch an deine erste Trainingseinheit als Trainer?
Horst: Ja, sehr gut! 21 Jugendliche auf einmal – das war überwältigend. Es war eine Herausforderung, jedem gerecht zu werden, aber auch ein unglaubliches Gefühl. Ich habe schnell gemerkt: Mit einer lockeren Art kommt man weit. Und ja, es war viel Schwimmtraining – das mochten nicht alle, aber es hat sie besser gemacht.
USV 08: Was war für dich die größte Herausforderung am Beckenrand?
Horst: Abwechslungsreiche Einheiten zu gestalten. Gerade wenn man Jugendliche hat, die schon im Kader sind, muss man sie fordern, ohne die anderen zu überfordern.
USV 08: Auf welchen Erfolg blickst du besonders stolz zurück?
Horst: Auf unsere fünf Deutschen Meistertitel im Jugendbereich – dreimal mit der C-Jugend und zweimal mit der B-Jugend, und das in aufeinanderfolgenden Jahren. Das war eine unglaubliche Zeit. Aber ehrlich gesagt: Auch abseits der Titel war es jedes Jahr etwas Besondernes, zu sehen, wie die Jungs und Mädels sich entwickelt haben.
USV 08: Gibt es ein Spiel, das du nie vergessen wirst?
Horst: Ja, eins mit der B-Jugend des WSV. Wir waren Vize-Meister, und das erste Spiel gegen Bayer wurde wegen Gewitter abgebrochen. Das Wiederholungsspiel in der Halle haben wir 13:4 verloren. Aber ich bin mir sicher: Draußen hätten wir gewonnen.
USV 08: Was war der verrückteste Moment deiner Trainerzeit?
Horst: Ganz klar die Zeit als Stützpunkttrainer. Frühtraining um fünf Uhr morgens mit Jugendlichen – und trotzdem war es jeden Tag ein Vergnügen. Diese Energie, die die Jungs damals mitgebracht haben, werde ich nie vergessen.
USV 08: Wie würdest du deinen Trainingsstil in drei Worten beschreiben?
Horst: Kontaktfreudig – leistungsorientiert – teamstark.
USV 08: Was war dir im Umgang mit deinen Spielerinnen und Spielern immer am wichtigsten?
Horst: Vertrauen. Wenn die Spieler wissen, dass sie sich auf dich verlassen können, dann geben sie alles zurück.
USV 08: Was hat sich im Wasserball in deiner Trainerzeit am meisten verändert?
Horst: Der Sport ist athletischer geworden. Schwimmerisch hat sich nicht so viel getan, aber die körperlichen Voraussetzungen spielen heute eine größere Rolle.
USV 08: Was gibst du jungen Trainern mit auf den Weg?
Horst: Seid Vorbilder. Baut Vertrauen auf, bleibt menschlich und vergesst nie: Teamgeist ist wichtiger als jeder Titel.
USV 08: Was wirst du am meisten vermissen?
Horst: Den Zusammenhalt. Dieses Gefühl, gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten.
USV 08: Und was wirst du nicht vermissen?
Horst: Nichts. Ich habe jeden Moment genossen.
USV 08: Was planst du für deine beckenrandfreie Zeit?
Horst: Mehr Eishockey schauen. Aber ganz ehrlich: Ganz weg vom Wasserball werde ich wohl nie sein.
USV 08: Welche drei Worte fassen deine Jahre als Trainer zusammen?
Horst: Spaß – Begeisterung – Entwicklung.
Lieber Horst, wir danken dir für dein unermüdliches Engagement, deine Leidenschaft und dein großes Herz. Du hast Generationen geprägt – und wirst immer ein Teil der USV-Familie bleiben.